Stadtchamäleons – Bodypainting in den historischen Felsengängen – mit zwei Modellen – 9. Projekt-Painting

Am 19.08.2019 ging es zum Bodypainten in die Tiefen Nürnbergs, nämlich in die historischen Felsengänge. Einmal war ich ja bereits zum Painten dort, aber diesmal ging es noch tiefer hinunter. Unter der Altstadt von Nürnberg befindet sich ein verzweigtes Stollen- und Kellersystem über mehrere Etagen (Sohlen). Ich war vorab schon mehrmals als Besucher in den verschiedenen unterirdischen Bereichen Nürnbergs und jedesmal davon fasziniert. Die Atmosphäre in den Gewölben, Gängen und Räumen hat ihren ganz eigenen Flair.  Einmal eng und düster, an anderen Stellen weiträumig, stimmungsvoll illuminiert oder geheimnisvoll und gespenstisch. Diese Location ist eine Spielwiese für meine Phantasie.
Umso mehr freute ich mich, als ich die Zusage bekam meine Bodypaintingaktion dort durchführen zu dürfen.

Auch an dieser Location gab es vor dem Paining ein Treffen mit dem Verantwortlichen, mit Hr. Engel, der mich sehr freundlich und aufgeschlossen für alle Ideen empfing. Gemeinsam gingen wir durch alle Räume und Gänge, um zu sehen ob es so funktioniert, wie ich es mir vorstellte. Und dabei erfuhr ich noch einiges Neues über die Felsengänge. In fast jeden Raum und an fast jeder Ecke dachte ich mir: „hier könnte man…und hier könnte man auch….und da wäre es doch auch schön“.Aber ich muss mich begrenzen, es soll ja kein Kalender über die historischen Felsengänge, sondern über die Sehenswürdigkeiten Nürnbergs werden. Und ich wusste ja auch schon, was ich machen wollte. Es sollten zwei Modelle werden, von denen eines mit der Wand verschmilzt und das zweite eine Versteinerung auf dem Rücken trägt. In der dritten Sohle fand ich dann auch den optimalen Platz für das Painting. Aber im Rahmen der Vorbesichtigung  ließ ich mich dazu hinreißen in den Hisotrischen Felsengängen zwei Paintings an verschiedenen Tagen einzuplanen.

Am Tag des zweiten Paintings bereute ich es zwischendrin mich entschieden zu haben, das Painting in der dritten Sohle durchzuführen. Denn vor lauter Begeisterung über die Schönheit der Location hatte ich dabei nicht bedacht, dass dies bedeutet alle Materialen und alles Zubehör durch die langen, teilweise sehr engen Gänge zu schleppen. Und dritte Sole bedeutet obendrein noch, dass es drei Stockwerke in die Tiefe geht. Nein, es gibt dort keinen Aufzug und die Treppen entsprechen nicht der DIN-Norm für neue Treppenbauten. D. h. sie sind eng, manchmal gehen sie dabei noch um die Kurven, sie sind teilweise sehr steil und bestehen aus unebenen Steinen und glitschig sind sie auch noch.

Dummerweise benötige ich an dieser Location viel Material und Zubehör. Farben, Pinsel und was man zum Bodypainten benötigt. Da wir in der Tiefe sind, ist es dort auch relativ dunkel und so brauchte ich  neben der üblichen Kamerausrüstung natürlich auch noch Stative und eine Blitzanlage. Außerdem mussten wir uns auf eine Dauertemperatur von 11- 13°C einstellen und das bei hoher Luftfeuchtigkeit. Das ist eine Kälte, die in jede Pore kriecht. Ich konnte ja angezogen bleiben, meine Modelle jedoch nicht, so dass ein Heizlüfter, Decken usw. auch noch mit von der Partie waren.

Und so schleppten wir erst einmal alles in die Tiefe. Es hatte auch etwas Gutes, uns wurde warm. Dann schnell noch alles aufgebaut und „schon“ kann es losgehen. Das „schon“ bedeutete in diesem Fall mehr als eine Stunde. Zum einen liefen wir sehr häufig hin und her, zum anderen fanden wir am Anfang nicht immer gleich wieder den kürzesten Rückweg. Der Heizlüfter arbeitete auf Hochtouren, und das immer in Richtung zu meinem Modellen. Ich weiß nun, dass er es nicht schafft zwei Personen gleichzeitig zu wärmen. Hauptsache dem Model geht es gut. Die Kuscheldecke ist sehr beliebt und mein Luftkissen auch, da es gut isoliert. Socken und Schuhe blieben so lange wie möglich an den Füßen der Modelle. Nichts ist so schlimm, wie wenn die Füße kalt werden.

Draußen hatte es an diesem Tag über 30°C. Da ich zwei Modelle dabei hatte, konnte jenes Model welches gerade nicht bemalt wurde, nach oben in die Sonne gehen, um sich wieder aufzuwärmen. Nur ich musste die ganze Zeit dort unten bleiben. Ich war schon gut angezogen und trotzdem merkte ich nach einer Weile, wie die feuchte Kälte in meine Kleidung kroch. Deshalb bin ich extrem dankbar für das Durchhaltevermögen meiner Modelle (Sabrina J. Schulz und Patrick Joder) , die wesentlich leichter bekleidet waren als ich. Sie haben so tapfer durchgehalten. Beide sind unkompliziert und hart im Nehmen. Obendrein hatten wir auch noch wirklich viel Spaß und lustige Gespräche. Und auch Lachen kann erwärmend sein.

Wir verbrachten doch einige Stunden gemeinsam an diesen mystischen Ort. Gelegentlich kamen Gruppenführungen vorbei, die unser Treiben aufmerksam bestaunten und dann weiterzogen. Da wir immer an derselben Stelle standen, kann ich nun den Text für diesen Bereich auch wiedergeben – zumindest inhaltlich.

Zum Ende hin wurde es für uns alle zunehmend kühler, so dass wir versuchten das Shooting möglichst zügig durchzuführen. Denn spätestens jetzt mussten meine Modelle die Decken komplett fallen lassen und auch die noch wärmenden Schuhsolen ausziehen. Für meine Modelle bedeutete dies mit nackten Füßen auf dem kalten Boden zu stehen und sich mit nackten Oberkörper vorne an die Wand anzulehnen. Eine kleine Zwischendecke konnte hier etwas abmildern, aber es gibt wärmere Orte. Ich habe selten so schnell fotografiert. Und dann waren wir wirklich alle froh, dass wir fertig waren und meine Modelle mummelten sich in ihre warme Kleidung ein.

Nun kam der Teil, der sowieso immer am wenigsten Spaß macht. Weg- und Aufräumen. Ich gebe zu, wenn ich ein Paintnig fertig und es fotografiert habe, dann freue ich mich. Dann bin ich jedes Mal aufs Neue erleichtert, wenn ich weiß es ist etwas geworden. Egal wie oft ich es mache, ich stehe jedes Mal wieder unter Anspannung. Und ich war seit sechs Uhr auf den Beinen und nun war es Abends. Tja, diesmal bedeutete Aufräumen eben auch noch wieder alles nach oben durch die langen Gänge und über drei Sohlen in die Höhe zu schleppen.

Nachdem alles oben und wieder ins Auto eingeladen war, waren wir alle zufrieden und beflügelt aber auch erschöpft.

Ich finde die Ergebnisse waren diese Anstrengung wert und das Bild wird der Monat Mai im Kalender werden. Im DINA3 Format kann man das Painting sehr gut erkennen

Es gibt natürlich auch noch Nahaufnahmen von dem Painting. Diese  könnt ihr bei meiner Ausstellung im Museum-Industriekultur ab dem 11.12.2019 sehen.

Danke an:
Die historischen Felsengänge Nürnberg. Hier geht es direkt zu den historischen Felsengängen 

Meine tapferen Modelle

Hier gibt es mehr Informationen zu meinem Projekt “Stadtchamäleons – Eine Symbiose von Mensch und Kultur”

Der Kalender kann bis zum 12.11. über mein Crowdfunding auf Startnext vorbestellt werden. Hier geht es direkt zur Kalender-Vorbestellung.